June 6, 2021
Memories
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2. Juni – Wir sitzen im Hotel am Vancouver International Airport. Alle par Minuten starten und landen Flugzeuge. Eines wird auch uns morgen zurück in die Schweiz fliegen.
Unser Aufenthalt in Kanada war wunderschön und interessant. Wir nehmen ausser den Fotos und Souvenirs wertvolle Erinnerungen mit nach Hause. Erinnerungen, die uns mit einem Land verbinden, das unserem Herzen nun besonders nahe gekommen ist. Wir sind überzeugt, dass vor allem die Zeit, die wir in Gastfamilien verbrachten, uns eine erweiterte Sicht von diesem grossen Land gegeben hat. Wir waren nicht nur Touristen, sondern eine Zeit lang Mitbewohner. Wir haben den Alltag der Kanadier kennen gelernt und erlebt, wie sie arbeiten und ihre Freizeit verbringen, was ihnen wichtig und wo sie mit gesellschaftlichen Problemen kämpfen. Umgekehrt konnten wir den Kanadiern ein aktuelles Bild der Schweiz vermitteln. Ein kleiner aber nicht unwichtiger Beitrag zum gegenseitigen Verständnis.
Wir haben unsere alten Freunde wieder gesehen, deren Freunde kennen gelernt und damit wieder neue Freunde gewonnen. Der Abschied war nicht einfach, ist doch die Wahrscheinlichkeit eines Wiedersehens nicht sehr gross. Der regnerische Tag heute passt daher ganz gut zu unserer Stimmung.
Mit der Rückreise in die Schweiz endet dieses Tagebuch.
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June 1, 2021
Okanagan Valley
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31. Mai – Immer, wenn wir mit Kanadiern über die besonders sehenswerten Gegenden in Kanada sprachen, kam irgendwann: „Das Okanagan Valley müsst ihr unbedingt kennen lernen!“
Im nördlichen Teil, in Salmon Arm, wo wir zur Zeit wohnen, ist es landschaftlich wunderschön. Grüne, saftige Wiesen und Wälder, gepflegte öffentliche Parks und Gärten, tiefblaue Seen. Es sieht ein wenig aus wie in der Schweiz. Südlicher wird das Tal trockener, der Boden sandiger, der Baumbestand lockert sich auf. Dieses Klima ist ideal für Obstplantagen und Weinanbau, was denn auch neben dem Tourismus der Haupterwerbszweig der Bevölkerung ist. Diese Plantagen können nur mit einer regelmässigen Bewässerung Erfolg bringen. Wasser ist allerdings hier mit den grossen Seen kein Problem.
Wir besuchten diesen Teil des Tales und taten, was uns überall empfohlen wurde: Wir machten Halt in einer Weinkellerei. Die Auswahl war nicht einfach, weisen doch unzählige von Schildern entlang der Strasse auf die vielen Weinbetriebe hin. Jede Familie hat ihre eigenen besonderen Weine und es ist üblich, vorbeizugehen und die Weine zu testen. Zu unserem Erstaunen ist das Kosten gratis und keiner erwartet, dass anschliessend ein Kauf getätigt wird.
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May 29, 2021
Grosse und kleine Sehenswürdigkeiten
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28. Mai – Obwohl es hier im nördlichen Teil des Okanagan-Valleys wunderschön ist und es viel zu sehen und entdecken gibt, haben wir uns zu einem 2-Tage-Ausflug entschlossen. Zu gerne wollten wir in die Rocky Mountains und die berühmten Nationalpärke kennen lernen.
Unser erstes Ziel war Lake Louise im Banff National Park. Ein typischer Touristenort. Normalerweise umgehen wir solche Orte, wo Busse massenweise unpassend gekleidete, laut schwatzende Touristen vor den Souvernier-Shops ausladen und wo überall für Fotos posierende Leute den Weg versperren. Aber an diesem tiefblauen klaren und teilweise noch mit Eis bedeckten See inmitten von hohen Felswänden und schneebedeckten Bergen wurden auch wir vom speziellen Reiz dieser Gegend gepackt und wir können verstehen, dass ein Halt an diesem Ort einfach zum Programm einer Rundreise gehört.
Dem Rat unserer Freunde folgend, suchten wir nicht im weltbekannten Banff eine Übernachtungsmöglichkeit, sondern fuhren weiter bis Canmore. Unserer Meinung nach der weitaus interessantere Ort. Unzählige Wander-, Biker-, Adventure-Angebote machen den Aufenthalt zu einem Erlebnis. Auch wir machten davon Gebrauch. Auf unserer Wanderung bei strahlendem Wetter entdeckten wir dann auch zum ersten Mal Mountaingoats (Bergziegen).
Ausserdem liefen uns Kaninchen (ehemals entlaufene, nun zu einer Plage gewordene frei lebende Tiere) über den Weg, wir konnten einem Elk (Wapiti) beim Äsen zusehen, begegneten auf der Heimfahrt mehreren Deers (grosse Rehe) und Schwarzbären.
Ich freue mich über jede Begegnung mit einem dieser Tiere. Mittlerweile weiss ich aber auch, dass das Miteinander von Mensch und Tier gar nicht so einfach ist. Die Kanadier haben oft Bären und Elks in ihrem Garten. Sie können zur Plage werden und es gilt Vorsichtsmassnahmen zu ergreifen. Zum Beispiel ist jeder öffentliche Abfalleimer „Bärensicher“ gemacht. Touristen hingegen kümmern sich oft nicht um die Ratschläge im Umgang mit den wild lebenden Tieren und stören zum Beispiel mit Fütterungsversuchen manche gute Bemühungen.
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May 25, 2021
Eine heimliche Mitbewohnerin
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24. Mai – In unserer letzten Nacht im Camper entdeckten wir sie – die Maus! Also doch. Sie liess uns leben und wir sie und zurück in Vancouver übergaben wir den Camper samt Maus.
Ohne lange Diskussionen erhielten wir einen Teil der Kosten für den Reifenschaden ersetzt. Zufrieden und um viele Erlebnisse reicher liessen wir uns am Airport absetzen.
Eine halbe Stunde später waren wir wieder unterwegs zu unseren Freunden in Salmon Arm. Diesmal mit einem gemieteten gewöhnlichen Auto. Aber, was heisst hier gewöhnlich. Obwohl wir die einfachste Kategorie bestellten, waren wir kurzum stolze Besitzer (auf Zeit) eines brandneuen Mustangs mit 300 PS! Nach diesem Holperkasten von einem Wohnmobil nun ein tieffliegender schwarzer Hengst, welch ein Unterschied.
Der Coquihalla-Highway führte uns schnell in den nördlichen Teil des Okanagan-Valleys. Drei Stunden Fahrt und die ganze Zeit kaum ein Haus, soweit das Auge sah. Für uns noch immer ein Highlight und daher erwähnenswert, war das Auftauchen eines weiteren Bären am Rande der Autobahn.
Bei unseren Freunden erlebten wir einmal mehr, was kanadische Gastfreundschaft ist. Wir fühlen uns hier wie zu Hause. |
May 23, 2021
Vom Rande der Wüste bis zum Regenwald
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22. Mai - Die Fahrt auf dem Highway 3 ist interessanter, als erwartet. Entlang der amerikanischen Grenze reiht sich hier Pass an Pass. Die südliche Lage zeigt uns wieder ein ganz anderes Kanada: warm und sehr trocken das Klima, entsprechend karg die Vegetation ausserhalb bewohnter Gebiete. Die ersten Weissen kamen wegen des Gold-, Kupfer- oder Kohlevorkommens in diese Gegend und wie vielerorts begann auch hier ein starker aber nur wenige Jahrzehnte dauernder Boom. Händler folgten nach und Siedlungen entstanden. Orte, die an der Eisenbahnlinie lagen, erhielten zusätzlich Auftrieb, blieben aber ohne wirklich grosse Bedeutung.
Eine Ausnahme bildet unserer Ansicht nach Osoyoos, ein gepflegter Ort im südlichsten Teil des Okanagan Valleys, nahe der amerikanischen Grenze. Traumhaft gelegen an einem tiefblauen grossen See erinnert er uns ans Tessin. Das wüstenähnliche Klima ist mit der eingerichteten Bewässerung der Felder ideal für den Wein- und Obstanbau und riesige Plantagen zeugen von einer florierenden Wirtschaft. Zur Erntezeit sieht es hier wohl aus wie im Paradies!
Unser Campground lag auf einer Landzunge, die weit in den See hinausragte. Wir hatten also einen Platz mit direktem Seeanstoss und waren echt begeistert! Etwas oberhalb der Ortschaft entdeckten wir den Spotted Lake, einen speziellen See, der durch die kreisrunden Flecken auf der Wasseroberfläche sichtbar auffiel. Die Ureinwohner wussten um die Heilwirkung dieses Wassers und die moderne Wissenschaft bestätigte den hohen Mineraliengehalt. Nicht weit davon entfernt schreckten wir einen Weisskopfadler auf, der sich am Strassenrand mit einem Stück Wild beschäftigte.
Übernachten wollten wir heute eigentlich im Manning Provicial Park. Auf über 1200 Metern Höhe liegt aber immer noch teilweise Schnee. Die kalte unfreundliche Witterung veranlasste uns letztlich, einen tieferen und wärmeren Ort zu suchen und wir landeten schliesslich im Sasquatch Provincial Park. Hier bildet der Regenwald mit seinem feuchten Klima, seinem Moss überwachsenen Bäumen und der eher dunklen, verträumten Atmosphäre einen interessanten Gegensatz zum vorhergehenden Ort.
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May 21, 2021
Glück ...
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19. Mai – Heute ist so etwas wie ein Glückstag! Nachdem wir schon nicht mehr mit dem Öffnen des Passes gerechnet hatten, kam am Morgen die positive Meldung. Wir fuhren gleich los - und mit uns viele andere auch. Zum Glück wurden die riesigen Laster noch ein wenig zurück gehalten, allerdings fahren diese meistens sehr schnell und überholten uns dann einfach später.
Die Stelle, die uns aufgehalten hatte, passierten wir im Schritttempo. Gewaltige Schlammmassen waren da heruntergekommen und flossen immer noch beidseits des Highways entlang. Wie wir erfahren haben, ist dieses Ereignis im Frühling keine Seltenheit.
Im nun folgenden wieder weiten Tal fliesst der Columbia River sehr sanft. Er hat viel hier Platz und weitet sich zu einem grossen und geschützten Feuchtgebiet aus. Hier leben viele Tiere in einem intakten Umfeld.
Völlig überraschend entdeckte ich in einem lichten Wald einen grossen schwarzen Bär, der in aller Ruhe auf Futtersuche ist. Leider können wir den Wagen an dieser Stelle nicht anhalten. Ein wenig später aber macht uns ein zweiter Bär die Freude und vergnügt sich auf einer Wiese oberhalb der Strasse. Er kümmert sich absolut nicht um uns und wir können ihm lange bei seinem Tun zusehen.
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May 21, 2021
... und Pech
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20. Mai – Wenn gestern unser Glückstag war, könnte man für heute das Gegenteil sagen. Der Tag begann zwar mit Sonnenschein und einer wunderschönen Fahrt Richtung Süden. Wir hatten uns vorgenommen, in Fort Steele einen Halt zu machen. Leider öffnete dieses Freilichtmuseum mit einer Siedlung wie sie vor fast 200 Jahren entstanden ist, erst mehr als eine Stunde später. Genau so erging es uns beim nächsten interessanten Ort, dem Museum der kanadischen Eisenbahn.
Wir ärgerten uns nicht über unser zu frühes Aufstehen, freuten wir uns doch auf die drei Pässe, die heute auf uns warteten. Allerdings war die Sonne schon einige Zeit weg und nun begann es richtig zu regnen.
Plötzlich knallte und rumpelte es laut hinter uns. Reifenchaden? Anhalten und nachsehen – kein Zweifel, einer der Doppelradreifen war zerfetzt! Jetzt begann ein langer Tag mit telefonieren, erklären, auf Pannenhilfe warten, Schaden bezahlen. Da der Pannendienst keinen neuen Reifen organisieren konnte, mussten wir in der nächsten grösseren Ortschaft einen Reifenshop suchen und wieder erklären, warten, Arbeit und Pneu bezahlen….
In allem sehr zu loben ist die Freundlichkeit aller Kanadier, sei es beim Weg zeigen, beim geduldigen Zuhören oder beim Arbeitseinsatz. Mal sehen, ob das auch für unseren Wohnmobil-Vermieter gilt. Reifenschaden ist nicht durch die Autoversicherung gedeckt, aber nach Aussage des Garagisten ist der Pneu geplatzt, weil er abgefahren war.
Im Gladstone-Park in den Monashee-Bergen geniessen wir ein zwar spätes aber feines Nachtessen und das war wir besonders schätzen: Natur und Ruhe. |
May 18, 2021
Festgefahren!
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18. Mai – In Revelstoke wollten wir nur eine Nacht bleiben, aber die Weiterfahrt ist uns verwehrt. Mehrere Erdrutsche haben die Fahrt über den Rogerspass unmöglich gemacht. Seit zwei Tagen warten schon viele Touristen und Lastwagenfahrer auf die Öffnung der Strasse. Da aber weiterhin Schlamm und Gesstein runterkommt, muss auch die Räum-Equippe warten. Die Gefahrenstelle umfahren ist nicht möglich. Wenn wir nach Golden wollen, müssen wir diese Route durch den Glaciernationalpark nehmen. Die einzige Alternative ist, unsere geplante Route abzukürzen und südlich zu fahren. Aber wir wollen erst mal einen Tag zuwarten.
So haben wir jetzt Zeit, den riesigen Damm, der den Columbia River staut, zu besichtigen. Anschliessend wandern wir zu den Begbie-Fällen. Diese Wasserfälle sind wenig bekannt und kaum bezeichnet, aber wirklich wert, einen Halt einzuschalten.
Am frühen Nachmittag sind wir zurück auf dem Campingplatz. Gerade rechtzeitig vor einem Platzregen, der überraschend und mit viel Wind loslegt. Gut unter Dach zu sein! |
May 17, 2021
Einmal Tofino und retour
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Wir beschliessen, an diesem schönen Campingplatz am Sproat Lake zwei Nächte zu bleiben und zwischendurch die Fahrt quer durch die Insel nach Tofino an die Westküste zu machen. Der Himmel ist zwar bedeckt, aber es ist doch spannend, wie sich die Strasse durch die unbewohnte Gegend windet. Weitherum sind Wälder mit vielen toten, kahlen Baumstämmen zu sehen. Ob da der Borkenkäfer aktiv war? Wir sind noch gar nicht sehr hoch, doch neben der Strasse liegt noch Altschnee. Die Strasse wird immer holpriger und der Camper klappert und jammert, als wenn er nächstens auseinanderfallen würde. Naja, die Wasserpumpe hat den Geist schon am Morgen aufgegeben, was wird da noch alles passieren?
Dort wo sich die Strasse nach Tofino der Küste entlang windet, sind wir vom Regenwald umgeben und entsprechend feucht und überwachsen sieht alles aus. Zwischendurch wird der Blick frei zum Meer und den sandigen Buchten, die auch in dieser Jahreszeit bei Surfern beliebt sind. Der Strasse entlang machen Warntafeln auf die Tsunamigefahr aufmerksam, was für uns Binnenländer schwer nachvollziehbar ist. Die Grösse der Tafeln sprechen aber eine deutliche Sprache.
Wir schreiben uns für eine Whalewatching-Tour ein und fahren bald nach dem Mittag in einem Schnellboot der Küste entlang. Mehrere Wale werden geortet, „sehen“ ist aber ein wenig viel gesagt. Die Atemfontänen und die Rücken der Wale sind sichtbar, mehr nicht. Das ist zwar ein wenig enttäuschend, aber die Natur lässt sich nicht zwingen. Entschädigt werden wir durch das Beobachten eines Seeadlers, Seehunden und einer ganzen Kolonie von Seelöwen. Zum Schmunzeln bringt uns das Gehabe dieser Tiere, umschwärmen doch die Weibchen wie bewundernd die wenigen mächtigen Männchen, die nur laut herumbrüllen…
Leider haben wir keinen Natel Empfang und können unsere Wasserpumpe noch nicht reparieren lassen.
14. Mai – Defekte Wasserpumpe
Sobald als möglich haben wir die Camper-Vermietstation um Erlaubnis angefragt, die defekte Pumpe reparieren zu lassen. Das Okay haben wir bald, aber die erste Reparaturstelle hat keine Zeit für uns, bei der zweiten sind wir falsch gelandet und an der dritten hängt ein Schild „Bin um 11 Uhr zurück“.
Endlich ist es soweit und in nur einer halben Stunde ist die neue Pumpe eingebaut und wir fahren erleichtert weiter. Ziel ist der Campground Alice Lake. Um dahin zu gelangen, müssen wir die Vancouver Island verlassen. Obwohl uns die Sunshine Coast als ausserordentlich schön beschrieben wurde, entschliessen wir uns in Nanaimo mit der Fähre direkt nach Nordvancouver überzusetzen. Wir haben einfach keine Lust mehr, im nun einsetzenden Dauerregen durch Gegenden zu fahren ohne deren Schönheit zu sehen und die zusätzlich nötigen Fähren sind auch nicht gerade billig.
Der Highway 99 nach Whistler führt traumhaft hoch über einem Meeresarm vom Strait of Georgia der Felsküste entlang. Hier sind die Vorarbeiten für die Winterolympiade 2010 in vollem Gang. Die zweispurige Strasse wird auf vier Spuren ausgebaut. Zum Teil sind das riesige Baustellen und das Fahren ist nicht überall ohne Probleme möglich. Whistler, der herausgeputzte Wintersportort kommt uns anschliessend wie eine Oase vor. Wir fahren nach einem kurzen Halt in einem Internetcafé weiter. Wir wollen ja noch über Lillooet hinaus. Das heisst, wir müssen über einen Pass auf beinahe 1200 m hinauf und durch ein langes einsames Tal in eine total andere, sehr karge Gegend. Hier ist wenig Verkehr, manchmal sind wir für lange Zeit allein. Die wenigen Ansiedlungen sehen nicht gerade einladend aus und wir fragen uns, wovon diese Menschen hier leben. Später passieren wir einige Ranches mit Pferde- oder Viehherden. Der Grasbestand ist aber sehr mager und muss bewässert werden. Aber |
May 17, 2021
Sonnig und Warm
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Vom ausserordentlich langen Winter haben wir nun doch langsam genug und freuen uns, wieder einmal nur im T-Shirt draussen zu sein. Wir fahren eine Zeit lang dieselbe Strecke, die während des Goldbooms von unzähligen Trecks durchzogen wurde. Der Kariboo Highway führt uns bequem durch eine landschaftlich traumhaft schöne Gegend. Beidseits der Route zeigen sich weite Sumpfgebiete, die den ersten Siedlern den Durchzug sicher enorm schwer gemacht haben. Bei 100 Mile House wenden wir uns nach Westen. Wir haben langsam eine Ahnung von der Weite Kanadas und verzichten auf den Besuch von Prinz George. Statt möglichst viele Meilen abzufahren, wollen wir lieber die vielen Schönheiten geniessen. Wir haben uns den Wells Gray Provincial Park als nächstes Ziel vorgenommen. Immer wieder fahren wir durch Wälder, die – nun sind wir richtig informiert – vom Borkenkäfer zerstört wurden. Wie nach einem Waldbrand zeigen die kahlen Bäume anklagend in den Himmel. Viele Gebiete sind auch gerodet worden und werden nun neu angepflanzt.
Im Visitor Centre werden wir freundlich und kompetent über die Sehenswürdigkeiten informiert. Wir wissen nun auch Bescheid über die Bären, die hier keine Seltenheit sind. Wir möchten sie gerne sehen, aber ihnen doch nicht zu nahe kommen und uns vor allem nicht wie so viele unvorsichtige Touristen verhalten.
Wir sind die einzigen Camper und fühlen uns doch kein bisschen einsam. Mehrere tosende Wasserfälle sind hier zu entdecken und wir können auch unsere Wanderlust befriedigen. |
May 17, 2021
Reiche Tierwelt - zerstörte Wälder
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16. Mai - Die wunderschönen Helmcken-Wasserfälle sind die drittgrössten in Kanada und durch das jetzt gewaltig fliessende Schmelzwasser besonders beeindruckend. Nach deren Besichtigung fahren wir noch ein Stück nordwärts. Der Parkverantwortliche im Wells Grey Provincial Park hat uns einen Ort gezeigt, wo Bären besonders gut beobachtet werden können. Wir machen uns voller Erwartung auf den Weg. Mitten in der Wildnis sind hier Überreste einer Farm sichtbar. Das vor knapp hundert Jahren gerodete Land wird langsam wieder vom Wald in Besitz genommen. Die verfallenen Farmgebäude zeugen vom einfachen und beschwerlichen Leben dieser Siedlerfamilie, die um 1947 nach dem Tod des Familienvaters aufgegeben wurden. Eine Mineralquelle blubbert in der Nähe und verfärbt die Wiese in leuchtendes Orange. Laut Infotafel und Fussspuren wird diese Quelle von Elch, Wolf und Bär besucht. Wir entdecken auch unzählige Vögel. Unter anderem ein kreisender Bussard und Kolibris, die uns mit ihrem „Gesurr“ jedesmal erschrecken. Die grösseren Tiere lassen sich zu meiner Enttäuschung aber nicht sehen.
Dann halt eine Wanderung, aber der vermeintlich einfache Rundwanderweg wird zum schwierigen Hindernislauf. Unzählige riesige Bäume liegen kreuz und quer über dem Pfad und ein Durchkommen ist nur mit mutigem Klettern, Kriechen und Springen zu bewältigen. Verschiedene Kratzer tragen wir als Trophäen nach Hause. Da haben die sonst sehr fleissigen und aufmerksamen Parkarbeiter offensichtlich noch keine Winterschäden behoben.
Die Fahrt südwärts nach Kamloops wird mir in Erinnerung bleiben. Zum ersten Mal in Kanada bin ich erschreckt über die Hässlichkeit einer Gegend . Meile um Meile, Hügel um Hügel zeigen zerstörte Föhrenwälder. Kaum ein gesunder grüner Baum, statt dessen schwarze oder weisse Baumgerippe. Das Ausmass der Borkenkäferschäden ist unglaublich und nirgends sind Wiederanpflanzungen sichtbar.
Noch ein Extrem: Nach dem leeren Campground von gestern sehen wir uns der Tatsache gegenüber gestellt, dass der einzige Platz im weiteren Umfeld schon besetzt ist, als wir ankommen. Naja, wir haben ja Bett und Küche mit dabei, da tut‘s auch ein Parkplatz. |
May 14, 2021
Wohnmobil
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11. Mai – Unsere Zeit im Richmond Park ist vorbei, aber unser Kanada-Aufenthalt geht weiter. Wir haben für die nächsten zwei Wochen ein Wohnmobil reserviert und sind gespannt, was wir unterwegs alles sehen und erleben werden.
Als erstes erfahren wir, dass die Übernahme eines Campers eine langwierige Sache ist. Es dauert über 2,5 Stunden, bis wir endlich losfahren dürfen. Mit der geplanten Fähre um 15 Uhr wird also nichts. Sicherheitshalber fahren wir aber um 16 Uhr direkt zum Quai und verschieben den Einkauf der Lebensmittel auf später. Allerdings nur, um zu erfahren, dass die 17 Uhr-Fähre bereits ausgebucht ist. Weitere 2 Stunden warten und das heisst auch zugleich, dass wir für heute das Einkaufen vergessen können!
Nach der regnerischen aber trotzdem beeindruckenden Überfahrt erreichen wir Vancouver Island kurz vor 21 Uhr beim Eindunkeln. Statt noch lange nach einem Campingplatz zu suchen, stellen wir unser Wohnmobil bald mal in der Nähe einer Bushaltestelle ab und bleiben da über Nacht. Nicht gerade was wir uns vorgestellt haben, aber auch nicht schlecht.
12. Mai – Muttertag. Hier offensichtlich ein grosser Feiertag. Spontan beschliessen wir, die Hauptstadt von British Columbia nicht zu besuchen, sondern gleich nördlich der Küste entlang zu fahren. Damit entgehen wir dem aufkommenden Verkehr. Die Strecke ist abwechslungsreich und landschaftlich sehr schön, Hügel, schneebedeckte Berge und zwischendurch tiefblaue Seen. Sonne, Regenschauer und Regenbogen begleiten uns.
Tanken und Einkaufen erledigen wir zwischendurch. Nach 230 Km finden wir unseren geplanten Campingplatz ohne Schwierigkeiten und haben diesmal das, was wir lieben: Ruhe und (fast) nur Natur. |
May 7, 2021
Als Detektive unterwegs
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Wer für seine Schüler das Programmangebot "Natur-Detektive" wählt, wird erstmal in den Pavillon neben dem Besucherhaus geführt. Dort hören die Kinder als Einleitung etwas über den kanadischen Dedektiv William Murdoch und über den weit bekannteren Sherlock Holmes. (Selbstverständlich ergänzt mit der Mitteilung, dass Lea und Markus ganz in der Nähe des Ortes wohnen, wo Sherlock Holmes bei einem Sturz über einen Wasserfall ums Leben kam.) Genau wie diese Detektive werden die Kinder anhand von verschiedenen Anzeichen Schlüsse ziehen. Eine kleine Denkübung am Anfang, ein hilfreiches Arbeitsset mit Vergrösserungsglas, Nachschlageliste und Spiegel für jedes Kind und schon kanns losgehen.
Wer kann erkennen, ob der Ort, wo wir stehen Moorgebiet ist oder schon als Wald bezeichnet werden muss? Was sagt uns der kleine aufgeworfene Erdhügel neben dem Pfad? Wie können wir die Heilpflanze von der am gleichen Ort wachsenden sehr änlichen aber giftigen Pflanze unterscheiden? Welche Jahreszeit muss es sein, wenn der Chickadee "Cheeseburger" singt? Es gibt viel Spannendes zu entdecken und nicht wenige der Kinder werden durch dieses Erlebnis animiert und kommen später mit ihren Eltern wieder. |
May 6, 2021
Ein Falke
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Ein weiteres Mal haben Janis und Alex je eine Schülergruppe durch den Park geführt. Es erstaunt mich immer wieder, dass ich fast bei jedem Rundgang etwas Neues entdecke. Einerseits, weil meine Augen und Sinne immer mehr sensibilisiert sind, andererseits, weil der Park sein Innenleben, seine Schönheiten nicht alle zur gleichen Zeit offenbart. Heute sass kaum drei Meter entfernt ein Falke auf einem Ast. Er drehte uns den Rücken zu und war mit einem Mahl beschäftigt. Er liess sich in seinem Tun von uns nicht stören und wir konnten ihn in aller Ruhe betrachten. |
May 6, 2021
Noch mehr Richmondpark
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Zum ca. 40 ha grossen Richmondpark gehört ein weiteres ebenso grosses Parkgebiet. Durch eine mehrspurige stark befahrene Strasse und einen Highway getrennt, ist dieses Gebiet aber separat zu betrachten. Obwohl einige wissenschaftliche Untersuchungen und Projekte zum Beispiel zum Thema Borkenkäfer und Baumschäden laufen, konnten mir die Angestellten des Parks wenig über dieses Gebiet Auskunft geben. Der Zugang ist schlecht bezeichnet und wird daher auch eher selten besucht. Es führt aber ein interessanter Trail durch diesen Teil des Parks, der einen guten Einblick in dieses ursprüngliche Stück Natur vermittelt. Bei unserem Rundgang machte uns Janis auf verschiedene Dinge aufmerksam, die wir allein sicher übersehen hätten. So zeugten Kothaufen von der Anwesenheit von Kojoten und das Singen und Zwitschern von einem reichen Vogelbestand. Speziell aufgefallen ist mir die Bodenbeschaffenheit. Der über drei Meter dicke Moorboden ist zwar meinstens trocken, aber sehr weich und er schwingt bei jedem Tritt mit. Mit ein wenig Aufspringen kann man Büsche und kleinere Bäume zum Schwanken bringen. |
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